Ein Dachgeschoss im Denkmal
Am Wochenende können viele Gebäude in Düsseldorf besichtigt werden. Auch eine Luxuswohnung die unter strengen Auflagen des Denkmalschutzes gebaut wurde.
Aus Alt mach Neu. Wohnraum nach dieser Methode zu schaffen, ist in Düsseldorf nicht gerade ein Boom. Weil der alte Bestand relativ gering ist. Und er – wie gerade im Fall der Florastraße – gerne mal der Abrissbirne zum Opfer fällt. Umso größer die Beachtung, wenn historische Objekte erhalten bleiben und nach Sanierung dennoch modernen Ansprüchen gerecht werden.
Genau dies ist in der Liliencronstraße 3 in Rath geschehen. Der Sohn der Familie Möhlendick, die in dem Haus wohnt, wollte in das Haus seiner Eltern zurückkehren – allerdings nicht in ein Dachgeschoss ziehen, an dem der Zahn der Zeit kräftig nagte. Das Gebäude ist 1905 erbaut worden. „Der Putz war zu einem großen Teil nicht mehr an den Wänden und die Decken waren brüchig“, erinnert sich Innenarchitekt Bernd Schüller. Zudem betrug die Wohnfläche ohne einen angrenzenden Speicherraum nur 70 Quadratmeter. Das Problem, vor dem Schüller stand: „Es steht alles unter Denkmalschutz.“
Ein Balkon an der Gartenseite durfte nicht gebaut werden.
Die Pläne des Bauherren, sich mit seiner Lebensgefährtin in historischer Bausubstanz ein modernes Heim zu schaffen, fand in der Gesetzgebung seine Grenzen: „Ein Balkon zum Beispiel an der Gartenseite des Gebäudes konnte nicht verwirklicht werden.“ Auch die Dachbalken mussten erhalten bleiben. Ein Kompromiss wurde aber gefunden, um mehr Wohnraum zu erschließen: Eine Wand und die Decke wurden herausgerissen, dafür durfte ein Stahlträger eingezogen werden, um eine zweite Wohnebene zu schaffen, die über eine Treppe erreicht werden kann. Gewinn an reinem Wohnraum: 40 Quadratmeter begehbare Flächen.
Vielfältige rechtliche Vorgaben wurden unter einen Hut gebracht.
„Meine Hauptaufgabe war es, alle Interessen unter einen Hut zu bringen“, erklärt der auf Dachgeschosswohnungen spezialisierte Architekt. Allein für den Entwurf mit der Berücksichtigung von Energieeinsparverordnung, Brandschutz, Statik, Denkmalschutz und Baurecht gingen zwei Monate ins Land. Umso kürzer war die Bauzeit von Januar bis Juni. Für mehr Licht als vorher – auch ein Zugeständnis der Behörden – sorgen drei große, ein kleines Dachgeschossfenster und ein großes Brandschutzfenster. Auflage für die Erneuerung der alten Luken zur Straßenseite hin: Der Abstand der „Wiener Sprossen“ auf den Fenstern musste eingehalten werden. Imitate aus Holz wurden deshalb auf die Doppelverglasung geklebt.
Zur Person: Bernd Schüller ist 48 Jahre alt. Der Düsseldorfer Diplom-Ingenieur gestaltet nicht nur privaten Wohnraum, sondern beispielsweise auch Showrooms, Büros und Möbel.