Altes Waschhaus raffiniert erneuert

Innenarchitekt Bernd Schüller aus Baumberg hat ein teils denkmalgeschütztes Gebäude-Ensemble der früheren Monheimer Raffinerie zu einem Wohnhaus mit exquisiter Halle umgebaut.  

VON MARTIN MÖNIKES

„Individuell, technisch anspruchsvoll, persönliche Note erkennbar, historisches Flair trotz modernem Design erhalten“, lauteten am Wochenende die Kommentare der meist fachkundigen Besucher im umgebauten Waschhaus der Rhenania-Raffinerie, nachmals Shell, an der Heinrich-Späth-Straße in Monheim. Anlässlich des diesjährigen NRW-„Tags der Architektur“ präsentierte Innenarchitekt Bernd Schüller stundenweise das von Grund auf restaurierte und umgestaltete Waschhaus, das vor rund 100 Jahren entstand.

Schüller, in Baumberg aufgewachsen, ist – so lassen Beiträge in Fachzeitschriften erkennen – auf den Umbau alter Gebäude spezialisiert. „Mit Hilfe alter Akten, Pläne, Bilder und den Erzählungen der Nachbarschaft habe ich zunächst versucht, die historischen Zusammenhänge zu erkennen“, erinnert sich der Innenarchitekt an den ersten Kontakt mit dem Bauherrn Rudolf Seidel und die mehr als einjährige Planungsphase.

„Die Rhenania-Werkssiedlung, Anfang des vorigen Jahrhunderts entstanden, enthielt Wohnungen für alle Klassen, von den Direktoren bis zu den einfachen Arbeitern“, erklärt der diplomierte Ingenieur den ursprünglichen Gebäudezweck.

Es brauchte Zeit, die Ideen des Bauherrn mit den aktuellen rechtlichen Zwängen – etwa zum Energiesparen – und den technischen Möglichkeiten zu vereinbaren. Das Ergebnis aber beeindruckt. Im doppelstöckigen Vorderhaus, das damals Teile der Verwaltung enthielt und nicht unter Denkmalschutz steht, entstanden Wohnräume und moderne Bäder. Der ursprünglich auf der oberen Ebene vorhandene Durchgang zum benachbarten Kasino präsentiert sich heute als gemütlicher Schlafraum, in dem die Betten allerdings hintereinander angeordnet sind.

Clou des Umbaus ist die frühere Badehalle, die – so das Programmheft der Architektenkammer – „einen beinahe sakralen Charakter erlangte“. Die im Krieg völlig zerstörte Halle ist knapp 90 Quadratmeter groß und bis zu 6,20 Meter hoch. Damit bietet sie einen exquisiten Rahmen für alle denkbaren Nutzungen.

Die Besucher – viele aus Köln und Düsseldorf – zeigten sich angetan. Pläne und Skizzen konnten begutachtet werden, und in einem Video waren die Bauarbeiten dokumentiert, bis zum Einbau der Fußbodenheizung. Ulrike Morell aus Köln, nach eigenem Bekunden begeisterte „Schöner Wohnen“-Leserin, schwärmte von dem Umbau, der „nicht dem einheitlichen Zeitgeist folgt“. Beim Tag der Architektur bevorzugen sie und ihr Mann historische Gebäude, in denen heute gewohnt wird. „Die sind viel spannender als Bürogebäude.“

Monheim war beim Tag der Architektur außerdem noch mit der neuen Musik- und Kunstschule am Berliner Ring vertreten. Die Besucher erfuhren mehr über Fassadengliederung und -materialen, die an Musikinstrumente erinnern sollen. In Langenfeld präsentierte die Solinger MS Planwerk GmbH am Kurfürstenweg ein Passiv-Einfamilienhaus. Luftwasserwärmepumpe, Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und eine großflächige Photovoltaikanlage führen bei dem Objekt zu einer positiven Energiebilanz